Du möchtest in Portugal angeln gehen? Dazu benötigst du eine Angellizenz. Welche der beiden Lizenzen du vor deinem ersten Angelausflug beantragen solltest und wie das funktioniert, das zeigen wir dir hier, Schritt für Schritt.


Portugal ist mit seinen über 300 Sonnentagen im Jahr, einer Küstenlänge von 1793 Kilometern, vielen Salmonidenflüssen und einsamen Stauseen, ein Traumland für jeden Angler. Nun sollte man aber nicht einfach irgendwo seine Angel auspacken und „drauf los“ fischen! Denn in Portugal benötigt man zum Angeln eine Lizenz und es gibt da einige Besonderheiten, die man beachten sollte um entspannt seinem Hobby nachzugehen.

Die Lizenz für das Sportfischen kostet nicht viel und ist auch für Touristen recht einfach zu bekommen. Eine Sportfischerprüfung wie in Deutschland vorgeschrieben gibt es hier (leider) nicht. Die Strafen wenn man ohne Lizenz erwischt wird, können mehrere 100 Euro betragen und die Einziehung der Angelausrüstung droht ebenfalls, da das Angeln ohne Lizenz oder in der falschen Zone (ZPP Zonen) in Portugal als Diebstahl gewertet wird. Auf jeden Fall droht erst einmal die Beschlagnahme durch die Polizei (GNR, PSP, Policia Maritima) und irgendwann entscheidet dann ein Richter was denn damit passiert. Das kann dann schon mal etwas dauern und den Ärger kann man sich auch ersparen.

Anmerkung: Eine Sportfischerprüfung, wie sie in Deutschland vorgeschrieben ist, finde ich grundsätzlich richtig, wenn man nicht mit dem Fischfang aufgewachsen ist. Denn die Lehrinhalte beinhalten neben dem richtigen Verhalten und Wahl der Rute auch eine Menge über Fischbestimmung, Parasiten, Fischkrankheiten, gefährliche (giftige) Fische und vor allem die waidgerechte Behandlung des „Lebewesen Fisch“.

Bei den Lizenzen sind grundsätzlich zwei zu unterscheiden: Die Lizenz für das Fischen im Meer (Licença de Pesca lùdica) und die Lizenz für das Fischen in Binnengewässern (Licença de Pesca desportiva nas Águas Interiores)

Fangen wir einmal bei der wohl gebräuchlichsten Lizenz an und am Ende des Artikel gibt´s auch noch ein paar Tipps für euch.


Angellizenz für das Angeln im Meer

Eine in der Vergangenheit praktizierte Methode, um an diese Lizenz zu kommen, ist wohl einen Portugiesen vor einem Multibankoautomaten “abzufangen” und ihn zu bitten, für euch eine Lizenz zu ziehen, da ihr als Ausländer weder über eine NIF (portugiesische Steuernummer), noch über ein portugiesisches Bankkonto verfügt. Dieser Trick funktioniert heute nicht mehr, da außerdem eine Personalausweisnummer angegeben werden muss und die Angellizenz personenbezogen ist. Solch eine Lizenz zum Angeln wäre also faktisch ungültig. Bleibt also, den offiziellen Weg zu gehen.
Erhältlich ist die Lizenz auch an einer Außenstelle der DGRM, die sich meist in Häfen befinden.

Früher konnte die Lizenz noch per eMail bei der DGRM (Direção-Geral de Recursos Naturais, Segurança e Serviços Marítimos, tem como missão o desenvolvimento da segurança e dos serviços marítimos) beantragt werden. (Die DGRM mit Sitz in Lissabon ist für die natürlichen maritimen Ressourcen an der Küste von Portugal zuständig.) Das geht heute jedoch nicht mehr per Mail, da die Beantragung nun vollständig digitalisiert wurde.

So beantragst du deine Angellizenz über das neue BMar Portal:

Du rufst einfach die Internetseite der Balcão Electrónico do Mar – BMar.pt – auf, registrierst dich dort und vergibst einen Nutzernamen und Passwort über „Create Account

Danach kannst du dich auf dieser Seite mit deinem Nutzernamen und Passwort anmelden.

Das BMar Portal sieht im ersten Augenblick kompliziert aus, ist es jedoch nicht! Man kommt mit ein wenig Englisch sehr einfach durch den Anmelde- und späteren Beantragungsprozess. Hier werden auch neuerdings viele persönliche Daten abgefragt, unter Anderem deine Steuernummer. Dabei handelt es sich um ein Pflichtfeld, bei dem man wohl übersehen hat, dass es Länder gibt, die keine Steuernummer vergeben. Die Schweizer müssten sich dann an dieser Stelle „kreativ“ etwas mit einer Nummer einfallen lassen, mir fällt zu diesem Problem gerade keine Lösung ein.

Wichtig bei der Beantragung ist, kein Übersetzungsprogramm im Browser nutzen, das kann das System durcheinander bringen und zu Fehlermeldungen führen.

Die Laufzeit von der Beantragung / Bezahlung per Überweisung der Lizenz dauert ca. eine Woche, die Kosten für die Lizenz sind dabei unverändert geblieben. Es gibt jedoch neuerdings auch eine „Boosterversion“, die Erteilung der Lizenz erfolgt dann innerhalb von drei Tagen, wobei sich die Kosten für die Lizenz jedoch verdoppeln! Wollt ihr die bevorzugte Bearbeitung nutzen, müsst ihr die Funktion „Urgend“ bei der Beantragung / Lizenztyp aktivieren.

Wenn ihr es so weit geschafft habt, startet ihr mit dem Button „New Request“ und startet damit die Beantragung der Lizenz und kommt zu dem folgenden Fenster:

In diesem Fenster wählt ihr die Art der Anfrage aus. In diesem Fall eine Einzellizenz für das Freizeitfischen mit Zahlweise Banküberweisung. Auf der Folgeseite könnt ihr die Lizenz auswählen.

Mein Antrag gilt für ein Jahr und beinhaltet das Angeln im Meer, vom Ufer / Strand und Felsen. Also somit nur vom Uferbereich aus, was für mich jedoch vollkommen ausreichend ist. Die „Urgent“ Auswahl (bevorzugte Bearbeitung) habe ich in der Voreinstellung „No“ gelassen, da hierbei ansonsten die doppelten Lizenzkosten anfallen.

Die verfügbaren Lizenzarten sind:

  • Apeada (Ufer, Strand, Klippe)
    Kosten: Tag: 2 Euro / Monat: 4 Euro / Jahr: 8 Euro
  • Embarcada (Boot)
    Kosten: Tag: 5 Euro / Monat: 12 Euro / Jahr: 50 Euro
    (Die Embarcada Lizenz beinhaltet auch die Apeada Lizenz)
  • Submarina (Unterwasser, Harpune)
    Kosten: Tag: 3 Euro / Monat: 10 Euro / Jahr: 25 Euro
  • Lúdica geral (gültig für alles)
    Kosten: Tag: nicht möglich / Monat: 20 Euro / Jahr: 70 Euro

Gültigkeitszeitraum der Lizenzen:

  • Tageslizenz = diária
  • Monatslizenz = mensal
  • Jahreslizenz = anual

Achtung: Preise können sich ändern, die aktuellen Konditionen der gewünschten Angellizenz bitte nochmals auf der Webseite der DGRM checken!

Wenn dies erledigt ist, kommt ihr zur Zahlungsseite, wo ihr noch einmal eine Übersicht über die gebuchte Lizenz erhaltet und euch die Bankverbindung für die Überweisung, sowie die Gebühr mitgeteilt wird.

Anschließend überweist ihr den Betrag auf das angegebene Konto und macht einen Ausdruck der Überweisung im PDF Format, diesen Könnt ihr dann auf die BMar Seite hochladen.

Nun habt ihr es beinahe geschafft, denn auf der Folgeseite bekommt ihr die Bestätigung mit der „Request Number“ (PT2021 xxxxx) angezeigt. Unter dieser Nummer wird der Vorgang bei der BMar bearbeitet, ihr benötigt die Nummer auch um eure Lizenz und den Zahlungseingang aufzurufen. Alternativ dazu funktioniert auch die erweiterte Suche über das vorher angegebene Ausweisdokument.

Im nachfolgenden Fenster noch schnell eurer Einverständnis zur Datenverarbeitung geben und die Lizenz ist beantragt.

Wie ihr nun gesehen habt, war es kein „Hexenwerk“ an eine solche Lizenz zu kommen, man muss sich nur erst einmal durch die portugiesische und / oder englische Übersetzung hangeln.

Den Zahlungsstatus könnt ihr anschließend unter der Menüauswahl „Payments“ überprüfen, indem ihr dort in der Suche eure „Request Number“ eingebt.

Eine Bestätigung der Lizenzerteilung via SMS erfolgt leider nicht mehr, auch wurde die Kontrolle der aktiven Lizenz via SMS abgeschaltet. Es empfiehlt sich deshalb erst einmal die Lizenz als PDF Datei auf dem Smartphone oder ausgedruckt mitzuführen, bis man sicher weiß, wie das kontrolliert wird. Auf der Lizenz befindet sich nämlich ein QR Code, mit dessen Hilfe die Lizenz auf ihre Gültigkeit überprüft werden kann.

Eure Lizenz könnt ihr unter dem Punkt „Documents“ und nach Suche mit eurer Request- oder Ausweisnummer im PDF Format herunter laden.

Bei zukünftigen Beantragungen kann dann immer wieder der bereits erstellte Account bei BMar genutzt werden, dann geht das auch schneller.

Besonderheiten zum Angeln im Meer:

Es gibt ausgewiesene Schutzgebiete wie zum Beispiel die Costa Vicentina im Naturpark (Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina) oder die Küste des Parque Natural da Arrábida, westlich von Setubal und noch einige andere Schutzgebiete.

In diesen Bereichen gibt es besondere Regeln, wie zum Beispiel andere Schonzeiten und auch Angelverbote. Die Angelverbote können ein paar Tage in der Woche (Costa Vicentina) betragen oder sich auch auf einen kompletten oder Teilbereich erstrecken (Teilbereich der Küste westlich von Setubal)

Da sich diese Einschränkungen auch gerne einmal ändern können, empfiehlt es sich sich vorher noch einmal auf der Seite der DGRM zu vergewissern.

Es besteht in ganz Portugal ein Angelverbot an konzessionierten Stränden von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, während der Badesaison von ca. Mai / Juni (je nach Region) bis Ende Oktober. Das erklärt sich vermutlich von selbst, damit sich Angler, Schwimmer und Badende nicht ins Gehege kommen. Nach Sonnenuntergang kannst du aber den Fischen auch dort nachstellen, bzw. abseits der konzessionierten Strände ist dies auch während der Badesaison möglich. Also wenn sich dort eine Strandbar befindet oder Schilder, handelt es sich ganz sicher um einen konzessionierten Strand.

Am Ende der Seite findest du noch einige Angeltipps.

Weiterführende Informationen und Links zum Angeln im Meer:

Angeln in Binnengewässern

Nun kommen wir noch zur weniger gebräuchlichen Lizenz für das Fischen in Binnengewässern, der Licença de Pesca desportiva nas Águas Interiores und davon die spezielle Lizenz für Nichtresidenten in Portugal: Licença para não residentes.

Diese bekommt ihr beim ICNF, dem Institut für Naturschutz und Forstwirtschaft. Eine Online Beantragung ist dort leider noch nicht möglich aber der ICNF hat landesweit viele Außenstellen, bei denen ihr euch eine Lizenz ausstellen lassen könnt. Hier eine Datei mit den ICNF Geschäftsstellen, inklusive Öffnungszeiten (Excel) oder online unter Locais de Atendimento.

Aus eigener Erfahrung kann ich schreiben, dass man sich bei der Auswahl der Außenstelle für eine Erstausstellung der Lizenz nicht unbedingt die kleinste und abgelegenste Außenstelle aussuchen sollte. In diesem Fall könnte der Vorgang ein wenig länger dauern und später sogar mit „Serverproblemen“ enden, da man es dort vermutlich nicht so oft mit einer Ausstellung an „Nicht Residenten in Portugal“ zu tun hat.

Bei meinem zweiten Versuch, an einer nicht ganz so abgelegenen Außenstelle, funktionierte alles hervorragend und ich hielt meine Binnenlizenz innerhalb von wenigen Minuten in der Hand.

Die Angellizenz für Binnengewässer gibt es leider nur in Papierform.

Die Lizenz kann man sich für 7 Tage, 30 Tage oder ein Kalenderjahr (01.01.20xx bis 31.12.20xx) ausstellen lassen. Die regionale Festlegung (Bsp: Centro oder Alentejo usw.), die bis 2018 existierte, wurde für Nichtresidenten / Touristen abgeschafft.

Die Lizenzkosten für eine Jahreslizenz für Nichtresidenten wurde im Jahr 2018 von 6,49 € auf 50 € angehoben, seit 2018 wurde die Lizenzgebühr jedes Jahr um einige Cent erhöht und steht nun 2021 auf 51,27 €. (Die 7 Tageslizenz kostet 15,38 € und 30 Tage 20,52 €.)

In der Vergangenheit habe ich schon andere Angler getroffen (Nichtresidenten), die unwissentlich mit einer nationalen Lizenz unterwegs waren. Da hat man sich vermutlich beim ausstellen der Lizenz im ICNF Büro vertan, bitte achtet im eigenen Interesse darauf, denn ihr solltet das im Falle einer Kontrolle der Polizei glaubhaft erklären können. Auf der ICNF Webseite steht ausdrücklich für Nichtresidenten die „Licença para não residentes“ und die kostet nun einmal 51,27 € und keine 20 €.

Den Ärger kann man sich sicher ersparen und wenn man einmal ehrlich ist, die Lizenzpreise sind im Vergleich zu anderen Ländern noch richtig günstig.

In Portugal wird unterschieden zwischen der Angellizenz für Freizeitfischer (Pesca lúdica) und Sportfischer (Pesca desportiva):

  • Pesca lúdica = Freizeitfischerei: Freizeit- oder Freizeitaktivität, bei der die gefangenen Exemplare nicht verkauft werden können.
  • Pesca desportiva = Sportfischen: Wettbewerb zur Erlangung von Noten, Klassifikationen oder sportlichen Qualifikationen, einschließlich Ausbildung und Lernen.

Wir benötigen die Lizenz für Freizeitfischer, damit darfst du eigentlich überall auf dem portugiesischen Festland angeln, wo es nicht ausdrücklich verboten ist und es keine Sonderregelungen gibt.

Damit kommen wir schon zu den nächsten Fallstricken. Einige Stauseen, Flussabschnitte stehen unter Konzessionen von Gemeinden oder Jagd- und Angelverbänden.

In diesen Gewässern brauchst du eine Zusatzlizenz, die beim Konzessionär oder einer von ihm beauftragten Stelle erworben werden kann. Die Kosten dafür liegen meist zwischen 0 € und 5 € am Tag und dienen der Pflege und Bestandserhaltung der Gewässer. Die Gewässer oder Gewässerabschnitte sollten auch mit einem weißen Schild, einem blauen Streifen am unteren Ende und der Konzessionsnummer gekennzeichnet sein. Welche Gewässer das sind und wo du die Lizenz bekommen kannst, findest du in der folgenden Liste:

Gewässer mit Zusatzlizenz

Dann gibt es noch die „ZPP Zonen“, diese sind „grundsätzlich“ den Berufsfischern vorbehalten. Diese Zonen sind mit Schildern „ZPP – Zona Pesca Profissional“ gekennzeichnet, zumindest sollten sie das sein aber da geht auch schon einmal ein Schild im Laufe der Zeit kaputt oder verloren…

In diesen Bereichen war das Angeln für Freizeitfischer bis zum 15.11.2021 noch absolut verboten und wurde auch streng kontrolliert. Insbesondere am Rio Tejo kam es in diesem Jahr (2021) vermehrt zu Kontrollen und Beschlagnahmungen von Angelgerät bei portugiesischen Anglern, die das wohl auch nicht wussten.

Ende Oktober 2021 gab es – hervorgerufen durch Proteste von Umweltgruppen und Anwohnern des Rio Tejo – einen Beschluss des portugiesischen Ministerrates, das Gesetz zu den Berufsfischereizonen (ZPP Zonen) zu ändern. Hintergrund der Proteste war, dass der Rio Tejo quasi von Barquinha bis Constancia eine einzige ZPP Zone war und Anwohner dort im gesamten Gebiet nicht mehr angeln durften.

Die Gesetzesänderung wurde am 15.11.2021 veröffentlich und trat sofort in Kraft. Am gleichen Tag wurde durch den ICNF die 8 größten ZPP Zonen für Freizeitfischer freigegeben. Dabei handelt es sich um die Zonen am:

  • Rio Cavado
  • Rio Lima
  • Baixo Mondego
  • Medio Mondego
  • Rio Vouga
  • Rio Tejo im Bereich Ortiga
  • Rio Tejo im Bereich Constancia / Barquinha
  • Rio Guadiana

Dort darf man somit ab sofort auch angeln, die kleineren ZPP Zonen sind jedoch weiterhin für Freizeitfischer gesperrt. Ob sich das auch noch in absehbarer Zeit ändert, muss man abwarten und ab und zu einmal auf der ICNF Seite nachschauen.

Übersicht ZPP Zonen in freien Gewässern

Freigabedekret Ministerrat

Freigabe Abschnitte durch ICNF

 

Zuletzt gibt es auch noch die privaten Gewässer / Seen. Die sind meist leicht an der Umzäunung und einem weißen Schild mit einem unteren roten Streifen, sowie dem Hinweis „Pesca privada“ erkennbar. Dort dürft ihr natürlich nur mit der Erlaubnis des Eigentümers angeln.

Ein Sonderfall sind Salmonidengewässer, dort darf grundsätzlich nur vom 01. März bis 31. Juli geangelt werden, im restlichen Zeitraum besteht an diesen Gewässern ein umfassendes Angelverbot. Für einige Gewässer mit Salmonidenbestand gibt es jedoch zeitliche ausnahmen, diese findet ihr im Kalender:

Calendários de pesca lúdica / desportiva e de salmonídeos

Auf der Kalenderseite findet ihr den allgemeinen Kalender und den speziellen für die Salmonidengewässer, sowie die Ausnahmen dazu.

Der letzte mir bekannte Sonderfall betrifft die Angelzeiten im Süßwasser. Grundsätzlich darf im Süßwasser nur eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang und eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang gefischt werden. Eine Ausnahme bildet das gezielte Nachtangeln auf Karpfen an bestimmten und dafür genehmigten Zonen, diese findet ihr unter:

Carp fishing noturno

Solltet ihr nun beim gezielten Karpfenangeln zufällig als Beifang einen Wels (Bsp.: europäische oder afrikanische Art) fangen, so müsst ihr diesen mitnehmen, da unter Anderem der Wels nicht zurück gesetzt werden darf. Aale sind jedoch ganzjährig geschützt und müssen grundsätzlich zurück gesetzt werden.

Wenn ihr euch bei einem Gewässer und den dortigen Bestimmungen unsicher seid, könnt ihr den ICNF per eMail kontaktieren. Man sollte direkt am Anfang der Mail schreiben, dass man als Tourist in Portugal ist, die „Pesca lúdica / Licença para não residentes“ besitzt und an einem bestimmten Gewässer angeln möchte. Dann hilft man dort auch gerne weiter, so ist zumindest meine Erfahrung. Die eMail sollte möglichst in portugiesischer Sprache (Übersetzungsprogramm und eine einfache Satzbildung verwenden) verfasst werden, dann bekommt man eher eine Antwort.

Bei Auskünften, die ihr in einem örtlichen ICNF Büro bekommt, bin ich aus eigener Erfahrung vorsichtig, die müssen nicht immer Richtig sein. Da kann es auch schon einmal zu Verwechslungen aufgrund von Verständigungsproblemen kommen.

Portugal Angellizenz erwerben
Mein erster Angelausflug am Meer in Portugal

Angeln in Portugal – Tipps für den Anfang

Hast du deine Angellizenz in der Tasche, und auch eine Angel steht bereit, kannst du dich an einen Stausee oder an den Strand stellen und deine Angel auswerfen. Mein Tipp: Schaue, wie die Portugiesen das machen. Und wenn es bei dir mit dem frischen Fisch nicht so klappen sollte, es findet sich ganz sicher ein Portugiese, der dir Tipps geben kann. Das funktioniert übrigens auch ohne jegliche Sprachkenntnisse mit Händen und Füßen ganz wunderbar.

Angeln ist in Portugal sehr beliebt, gerade an den Wochenenden fahren die Portugiesen gerne an den Stausee oder an den Atlantik. Wenn die Flut kommt und vermehrt Portugiesen auf den Strandparkplatz fahren, dann vermutlich um zu angeln. Wenn sie unverrichteter Dinge wieder wegfahren, dann vermutlich, weil die Wellen zu hoch sind.

Auch ein regionaler Angelladen kann eine wertvolle Informationsquelle sein – welche Köder, Haken usw. die Locals so verwenden, so was weiß man da. Und sollte kein Angelladen in der Nähe sein, einfach mal die Angler vor Ort fragen. Es kann durchaus sein, dass du in der örtlichen Bar / Cafe oder an der Tankstelle Angelköder kaufen kannst. Ich habe selbst schon Angelköder in einer Bar gekauft, an der Theke gab es einen Bica (portugiesischer Espresso) und daneben gab es Würmer (Coreanos) aus der Kühlung. Angeltipps gab es auch gratis dazu, auch wenn ich die oftmals nicht verstanden habe.

Angeltipps zum Angeln im Meer:

So vielseitig wie die portugiesischen Küste ist, so vielseitig sind auch eure Angelmöglichkeiten …

Brandungsangeln geht an den Stränden im erlaubten Zeitraum (siehe unter Besonderheiten) immer. Ich habe gute Erfahrungen mit Gewichten um die 160 / 180 Gramm gemacht, darunter braucht ihr an der Westküste gar nicht erst anfangen, denn das ist der Atlantik und nicht die Ostsee. Eine recht durchwachsene Brandung, starke Strömungen und Wellen über drei Meter sind dort keine Seltenheit. Vom Frühjahr bis in den Herbst hinein geht das Angeln auch super mit kurzer Hose aber im Winter würde ich da schon eine Wathose vorziehen, da kann das Wasser schon einmal richtig kalt werden. An der Küste der Algarve ist die Brandung milder und die Wellen sind nicht so hoch, dort gehen auch leichtere Brandungsbleie um die 120 / 130 Gramm.

Die Portugiesen fischen gerne mit einem Nachläufervorfach, als Köder werden oft Sardinen, Seeringelwürmer (Coreanos) und Muscheln verwendet. Bei den Seeringelwürmern solltet ihr beachten, dass hier unter Anderem auch die spanische Sorte (rote) verkauft werden. Die sind genau so bissig wie die normalen Coreanos aber leicht giftig beim biss, also möglichst nicht beißen lassen. Wenn es doch passiert ist es nicht besonders tragisch, bei Allergikern kann es eventuell zu einer Schwellung an der Bissstelle kommen.

Angeln mit der Pose auf Meeräsche, Sargo und Dorade ist in den ruhigeren Küstenbereichen auch weit verbreitet und macht bei den kampfstarken Gesellen richtig Spaß.

Spinnfischen geht an vielen Stellen auch, man benötigt zum Teil jedoch erhebliche Wurfweiten um an die Kanten zu kommen, an denen die großen Fische zu finden sind.

Als Köder beim Spinnfischen haben sich flachlaufende Wobbler / Oberflächenköder (Popper), Gummifische, Sandaalimitate und schmale längliche Pilker, die im „Walk the Dog Style“ geführt werden bewährt. Diese sollten jedoch schnell durch die Brandung gezogen werden, da Meeresräuber auch schnelle Jäger sind. Küsten- oder Meerforellenblinker gehen auch, damit habe ich auch schon Makrelen, Hornhechte und Seebarsche gefangen.

Es ist für mich immer wieder ein tolles Schauspiel, wenn ich beobachten darf, wie mein Köder in der Brandungswelle attackiert wird.

Viele Portugiesen angeln auch gerne von hohen Klippen aus, darauf möchte ich hier aus gutem Grund nicht eingehen, denn dabei kommen jedes Jahr immer wieder Angler ums Leben! Es besteht immer die Gefahr, dass euch eine Windböe, eine Welle oder auch eine kleine Unachtsamkeit von der Klippe holt und ihr in die tosende Brandung an den Klippen stürzt. Seid ihr erst einmal an diesen Stellen ins Wasser gefallen, kommt jede Rettung zu spät, auch Schwimmwesten helfen dort nicht, denn dort widersteht nichts den Naturgewalten.

Man kann an den Klippen jedoch aus gebührender Distanz ganz tolle Fotos und Filmaufnahmen von den meterhoch an den Felsen in die Höhe schießenden Wellen machen, sobald diese an die Klippen schlagen.

Angeltipps zum Angeln in Binnengewässern:

Mein Zielfisch ist der Achigã (Forellenbarsch), der in allen gemäßigten Zonen hier in Portugal vorkommt. Ihr findet hier aber auch Hechte, Zander, Wels und vor allem Karpfen.

Forellenbarsch (Achiga), 28 Zentimeter, der schonend zurück ins Wasser gesetzt wurde.

Ich angle mit einer Spinnrute und Ködern bis 12 Zentimetern. Meist verwende ich Gummifische und Gummiwürmer. Auch Oberflächenköder (Popper) und Wobbler sind fängige Köder, jedoch entferne ich bei diesen immer einen der meist zwei Drillingshaken und ersetze sie durch einen Einzelhaken. So kann ich untermaßige Forellenbarsche wieder gut zurück ins Wasser setzen, bin jedoch gleichzeitig für einen Hecht oder Zander gerüstet.

Die Kunst ist jedoch, den Forellenbarsch (Achigã) erst einmal zu finden. Bei den sich ständig ändernden Wasserständen in den Stauseen ändern sich natürlich auch die Standorte der Barsche. Ich bin in den letzten Jahren dazu übergegangen, die Strukturen der leeren Stauseen zu fotografieren, damit ich später bei einem vollen See die erfolgversprechenden Plätze finden kann.

Interessante Bereiche sind jedoch alle Felsformationen im Wasser, Brückenpfeiler und Bachzuläufe. Im Winter bei fallenden Wassertemperaturen wird der Forellenbarsch recht träge, da hatte ich bereits Erfolge mit ganz langsam geführten Gummiwürmern am Grund. Bei Niedrigwasser besteht in den Seen dann jedoch extreme Hängergefahr, da sich in den Flussbetten, die für den See aufgestaut wurden, oftmals noch die Überreste / Wurzeln von Bäumen befinden.

Diese Tipps sind natürlich nicht abschließend und richten sich insbesondere an Angler, die mit den Gegebenheiten an der portugiesischen Küste und den Binnengewässern noch nicht vertraut sind.

Beachtet bitte, die Regelungen zum Angeln können sich immer ändern. Deswegen schaut auch immer noch einmal auf den Seiten der DGRM (Meer / Salzwasser) und des ICNF (Binnengewässer) auf Änderungen der aktuellen Angelregeln in Portugal.

Ich hoffe diese kurze Übersicht hilft euch ein wenig weiter und ihr fangt dicke Fische.

Klaus

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