… und warum nicht Spanien, Italien oder Griechenland? Auch in diesen Ländern ist es schön warm, es hat historische Städte, leckeres Essen und südländische Lebensart. Warum also zieht es uns – und viele andere auch – so sehr nach Portugal?

Eine Frage, die immer wieder kommt. Und auf die es so viele Antworten gibt.


Die stoische Gelassenheit des Portugiesen

portugiesische Mentalität

Der Portugiese an sich ist von entspannter Natur. Seine Grundeinstellung könnte man getrost mit „Leben und leben lassen“ beschreiben. Er ist gegenüber Besuchern seines Landes sehr aufgeschlossen, gastfreundlich und hilfsbereit. Das mag auch daran liegen, dass Portugal seit jeher ein Land der Einwanderer und Auswanderer ist: weil es in Portugal schon immer wenige Jobs gab, gehen die Portugiesen für eine gewisse Zeit ins Ausland, um dort Geld zu verdienen. Viele jedoch kommen wieder zurück – zu groß ist die Sehnsucht nach ihrer Heimat, und vielleicht auch nach dem guten Klima hier.

In Portugal wird vieles nicht ganz so ernst genommen, und vieles wird nicht reguliert. Da hat nicht jedes Castelo ein Geländer an der Aussichtsplattform, aus Angst, jemand könnte runter fallen. Man ist selbst dafür verantwortlich. Wer doof genug war runter zu fallen, der hat einfach selbst Schuld – das nennt sich Eigenverantwortung.

Diese Entspanntheit der Portugiesen mögen manche als Faulheit betiteln – aber vielleicht ist es der Grund, warum das Land so friedlich ist. Ein schönes Beispiel aus der Geschichte ist die Nelkenrevolution. Nachdem das Militär die Regierung gestürzt hatte, kamen die Menschen aus ihren Häusern und steckten Nelken in die Gewehrläufe – so erzählt man sich. Die Portugiesen sind friedliche Menschen, die Konflikte scheuen. Ein Portugiese wird dir also eher aus dem Weg gehen, sich nicht mehr bei dir melden, als dass er mit dir rumdiskutiert.

Was allerdings einen Beigeschmack hat: man möchte die Portugiesen dazu auffordern, dass sie aktiv werden, wenn es um ihr eigenes Wohl geht. Dass sie auf die Straße gehen, für bessere Löhne und mehr Waldbrandprävention demonstrieren.


Über Erdbeerbäume, Wasserfälle und Berge

Wasserfall Faro

Riesige Stauseen und kleine Wasserfälle, kilometerlange Sandstrände oder steile Klippen mit kuscheligen, kleinen Stränden dazwischen. Endlose Hügellandschaften und hohe Berge, unzählige Flüsse, Bäche und Quellen. Imposante Eichenwälder, Lagunen, und Naturreservate. Hochebenen und Schluchten, Steppen und zu jeder Jahreszeit tragen irgendwelche Bäume immer Früchte.

Die Natur Portugal’s ist so vielfältig. Und Portugal ist ein kleines Land. Was bedeutet, dass du nicht weit fahren musst um etwas Neues zu entdecken. Am Morgen Skifahren auf der Serra da Estrela, am Nachmittag einen Kaffee trinken, in Coimbra, einer der ältesten Universitätsstädte Europas, dann noch ans Meer zum Surfen? Kann man machen.

Für Naturliebhaber hat Portugal einiges in petto. Es ist ein fruchtbares Land, und auf Wanderungen triffst du fast zu jeder Jahreszeit auf Bäume und Sträucher, von denen man naschen kann. Orangen, Feigen, Affenbrot, Esskastanien, Kakis, Maulbeeren, Trauben, wilder Spargel, Granatäpfel oder Erdbeerbäume –  eine Wanderung kann sehr lecker sein.

Wasser ist in Portugal allgegenwärtig. Und damit meine ich nicht nur die Atlantikküste, die im Süden der Algarve eher gemäßigt, im Westen eher wild ist. Klar, die kilometerlangen Sandstrände sind schön, die Klippen mit den kleinen, versteckten Stränden dazwischen, sowieso. Aber auch im Inland findest du Wasser: Im Alentejo gibt es zahlreiche Stauseen, in den Naturparks viele kleine Bäche, öfters mal auch einen Wasserfall. Badestellen gibt es überall im Land, an Flüssen und Bächen. Gerade im Sommer findest du viele wunderbare Gelegenheiten um dich abzukühlen.


Das Wetter. Einfach nur geil.

Praia Fluvial Portugal

Sechs Monate Sommer. Und nicht sechs Tage, wie in Deutschland. Von April bis Ende Oktober hat es im Sommer 2017 eigentlich nicht geregnet. Klar, ein paar Regenschauer zwischendurch hätten weder uns noch der Natur geschadet, aber war nicht. Wenn dir 40 Grad doch zu heiß sein sollten, dann bleib einfach an der Küste – durch den Atlantik ist es dort auch im Sommer sehr angenehm.

Dafür regnet es im Winter etwas mehr, als beispielsweise in Südspanien. Dafür ist Portugal aber auch grundsätzlich grüner. Und gerade im Frühling, wenn an die Algarve in einem duftenden Blumenmeer versinkt, sind die paar Tage Regen, die dem Frühlingsanfang vorausgegangen sind, schnell wieder vergessen.


In Portugal lebt es sich günstig.

günstiges, einfaches Leben in Portugal

Viele Dinge und Dienstleistungen sind in Portugal recht günstig, andere teurer.

Günstig sind beispielsweise ein Besuch in der Autowerkstatt, beim Zahnarzt oder Friseur oder im Restaurant. Teurer als in Deutschland sind Unterhaltungselektronik, und so manche Markenprodukte im Supermarkt. Auch Fleisch ist grundsätzlich etwas teurer – dafür aber bekommst du mehr Qualität. Top Qualität zum kleinen Preis gibt es bei den gesunden Lebensmitteln: Obst, Gemüse und Fisch sind sehr gut und etwas günstiger als in Deutschland. Medikamente kosten teilweise nur ein Drittel, auch Kleidung ist in Portugal relativ günstig.

Preiswert ist auch das mobile Internet in Portugal: Für 1Euro pro Tag gibt es eine Datenflatrate.

Unterm Strich leben wir in Portugal weitaus günstiger als in Deutschland – auch deshalb, weil wir keinen Wert auf Marken und viel Fleisch im Kühlschrank legen. Vor allem wenn das Auto in die Werkstatt muss sparst du schnell einige hundert Euros, insbesondere bei freien Werkstätten.

Grundsätzlich kann man sagen: pflegst du einen einfachen Lebensstil, dann kannst du in Portugal sehr günstig leben. Sich zwischendurch was gönnen, wie beispielsweise essen gehen, ist auch preiswert. Lebe wie die Portugiesen, dann machst du nichts falsch.


Auto abschließen? Hä?

Portugal Sicherheit

Portugiesen selbst lassen den Schlüssel schonmal einfach stecken. Wette, dass auf einem Supermarktparkplatz kaum Autos abgeschlossen sind. Wir hatten wirklich noch nie irgendeine Begegnung der seltsamen Art. An wirklich einsamen Übernachtungsplätzen lassen wir das Auto offen, wenn wir mit den Hunden Gassi gehen. Vergessen öfters mal den Schlüssel abzuziehen usw. Über Nacht das Auto abschließen? Das kommt uns schon lange nicht mehr in den Sinn. Gut, wer soll auch reinkommen, die beiden Alarmanlagen sind ja schnell wach. Kommen wir dann wieder in die Zivilisation, müssen wir daran denken, dass diese Nachlässigkeit sich doch mal rächen könnte.

Einziger Risikofaktor, wo auch die Polizei uns schon vor gewarnt hat: Wenn ein Sinti + Roma Lager in der Nähe ist. Denn dieser Kulturkreis ist nicht in der Gesellschaft integriert, sie haben keine Jobs, sind Außenseiter. Und sie klauen. Mir tut das immer leid, wenn Kinder in so einem Umfeld aufwachsen. Sie lernen es nicht anders, und so dreht der Kreislauf eine neue Runde, auch in der nächsten Generation.

Selbst in einer Großstadt wie Porto oder Lissabon stehen wir inzwischen frei, nicht auf Campingplätzen. Städte bergen immer das Risiko, dass hier Beschaffungskriminalität mit im Spiel ist. Und Taschendiebe gibt es zumindest in Lissabon zu Hauf, habe ich mir sagen lassen. Aber mit etwas gesundem Menschenverstand geht das wohl.

Übrigens ist Portugal (nach eigener Aussage) das zweitsicherste Land der Welt, gemäß aktueller Kriminalstatistik.


Die Zeit steht still – und vergeht im Fluge

Monsanto Portugal

Zeit spielt keine Rolle. Es ist egal, wie viel Uhr es ist. Geschäfte haben sieben Tage die Woche geöffnet, allenfalls an zwei, drei Feiertagen im Jahr sind sie geschlossen. Es gibt keine ewige Siesta wie man sie aus Spanien kennt, und allzu pünktlich sind die Portugiesen auch nicht, also nur die Ruhe. Wenn du was brauchst, du bekommst es – irgendwie klappt alles. Es muss aber nicht alles sofort klappen. Wenn nicht heute, dann eben morgen, wenn nicht diese Woche dann eben nächste. Wird schon werden.

Wenn du dich lange genug in Portugal aufhälst, dann entschleunigst du automatisch. Bin ich in Portugal schon mal im Stau gestanden? Nicht wirklich. Vielleicht mal wegen einem Unfall, aber noch nie, weil einfach zu viel Verkehr herrschte. Mit solchen Dingen musst du deine Zeit in Portugal nicht verschwenden. Dafür lernst du, in anderen Dingen etwas entspannter zu werden. Die Kassiererin im Supermarkt plaudert noch etwas entspannt mit der Kundin vor dir? Stört mich nicht. Im Restaurant dauert es etwas länger, bis das Essen aus der Küche kommt? Wunderbar, hier wird noch frisch gekocht. Das Internet geht gerade nicht? Höchste Zeit, mit dem Hund mal wieder eine Runde zu drehen.

Ich denke auch, dass das gute Wetter in Portugal Auswirkungen auf die Psyche hat. Wenn man einfach ein bisschen besser gelaunt ist, dann ist man weniger schnell genervt.


Freigeister und Freiheiten in Portugal

Freiheit in Portugal

Man sagt, dass sich viele Individualisten, Aussteiger und Einsiedler gerade in Portugal wohl fühlen. Das mag auch daran liegen, dass die Portugiesen sehr tolerant und entspannt sind. Es gibt hier nicht so viele Vorschriften des täglichen Lebens – und wenn, dann werden sie oftmals nur als unverbindliche Empfehlung angesehen.

Du siehst ein Hundeverbotsschild am belebten Strand? Du wirst ganz bestimmt auch ein paar Hunde rumlaufen sehen. Auf der Bundesstraße darf man doch nur 90 fahren? Es wird dich bestimmt einer überholen, auch wenn du selbst schon 100 Sachen drauf hast. Der riesige Parkplatz ist leer, dafür parken alle Pkw auf dem Grünstreifen? Portugiesen parken da, wo ihr Auto im Schatten steht und nicht wo sie parken sollen.


Leckeres Portugal!

günstig essen

Die portugiesische Küche wird unterschätzt. Dabei gibt es so viel Leckeres! Spezialitäten aus Portugal sind Bacalhau, das Nationalgericht, oder Pastel de Nata, die Nationalnachspeise. Wenn du in Portugal bist, dann geh in Restaurants zum Essen! Vor allem die kleinen Restaurants, in denen die Oma hinterm Herd steht, wo es keine Speisekarte gibt – da bekommst du leckere Hausmannskost zum kleinen Preis. Aber Vorsicht, nimm einen guten Hunger mit – denn die Portionen sind üppig, ein Abendessen besteht aus mehr als nur einem Hauptgang.


Die schönsten Sonnenaufgänge. Die schönsten Sonnenuntergänge.

Sonnenuntergang Westküste

Immer wieder habe ich es beobachtet: Portugiesen, die mit dem Auto an die Küste, auf die Klippen fahren, einfach ein bisschen im Auto sitzen bleiben, Radio hören, raus aufs Meer schauen. Und nach einer Stunde wieder nach Hause fahren. An der Westküste versinkt die Sonne im Meer – und man kann sich einfach nicht davon satt sehen.


Wo Licht, da auch Schatten

Waldbrand

Ja, in Portugal ist es schön, aber wir wollen ja nicht alles in eine rosarote Wolke tauchen. Natürlich gibt es auch hier Dinge, die einem auffallen, gerade wenn man sich etwas länger im Land aufhält.

  • 2017 hatten wir einen heißen, trockenen, nicht endend wollenden Sommer. Eine wunderbare zeit für uns, doch es gibt eine Kehrseite der Medaille: Waldbrände im ganzen Land, insbesondere im Centro und Nordportugal. Wenn es im Sommer so heiß und trocken ist, und es auch im Winter nicht genug regnet, dann verstärkt sich das Problem – indem der Grundwasserspiegel allzu sehr absinkt, die Brunnen leer laufen, die Flüsse und Seen umkippen. Und das mit den Bränden im nächsten Sommer vielleicht noch schlimmer wird.
  • Wir haben es günstig, viele Portugiesen können einfach nicht mehr zahlen. Der portugiesische Mindestlohn ist ein Witz, 5€ pro Stunde auch für Facharbeiter die Regel. Nicht Wenige gehen mit 500€ netto im Monat nach Hause. Und können ihre Familie nur mit Hilfe der Familie ernähren.
  • Tierschutz in Portugal ist ein zweischneidiges Schwert. Die Portugiesen haben einerseits ein gutes Verhältnis zu Flora und Fauna. Tierschutz findet auch viel aus privater Initiative heraus statt. Aber, man sieht es immer wieder, manchmal werden Tiere weniger gut behandelt. Hunde verbringen ihr Leben im Industriegebiet, als lebende Alarmanlage, in Einzel- und Zwingerhaft. Staatlicher Tierschutz findet statt, jedoch nicht in dem Ausmaß, wie man es sich wünscht, angesichts der Geschichten, die man so hört. Es gibt viele streunende Hunde und Katzen, Tiere zu kastrieren ist nicht sehr beliebt. Einfangen ist nicht immer sinnvoll, denn die Tierheime sind gut belegt. Viele Einheimische kümmern sich um die Streuner, und auch von Gesetzes wegen scheint ein Umdenken statt zu finden. Hoffen wir also, dass sich der gute und respektvolle Umgang mit Tieren in der Gesellschaft manifestiert.

Warum also Portugal?

Porto Portugal

Es ist das Gesamtpaket. Menschen, Natur, Kultur. Und vor allem dieser ständige Mischmach aus alt und neu, zurückhaltend und beeindruckend. Portugal ist ein einfaches Land. Hier findest du moderne Bauten neben alten Ruinen, schöne Stauseen inmitten von Hügellandschaften, historische Dörfer nahe modernen Städten. In Portugal bist du ein gern gesehener Gast. Portugiesen fragen dich, ob du ihr Land magst. Und freuen sich ehrlich darüber, wenn du das bejahst. Denn auch sie finden es sehr schön in Portugal.

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