Mina de São Domingos ist ein historischer Bergbauort im Südosten des Alentejo (Südportugal). Portugal, das Land der Kontraste, könnte man sagen, auf der einen Seite die wilde Schönheit der Natur und dann auf der anderen Seite die industrielle Ausbeutung der Erde mit schrecklichen Auswirkungen auf die Umwelt. Auch die Mine von São Domingos gehört zur Geschichte von Portugal und einen Besuch kann ich sehr empfehlen. Wir haben nach unserem Besuch in Mértola gleich mehrere Tage in den Minen verbraucht.

Geschichte der Mine São Domingos

Das Bergbaugebiet von São Domingos liegt im iberischen Pyritgürtel und war schon in der Antike ein begehrter Ort für die Gewinnung von Mineralien. Schon die Phönizier gewannen hier aus dem Erz neben Kupfer auch Gold und Silber.

Mina de São Domingos
Mina de São Domingos

Die zweite Bergbauperiode geht auf das Römische Reich in der Zeit zwischen 12 und 397 n. Chr. zurück. In dieser Zeit wurde das Bergwerk bis in eine Tiefe von 40 Metern ausgebaut. Die Gesamtfördermenge dieser Periode wird auf rund 750.000 Tonnen Kupfererz geschätzt.

Mina de Sao Domingos Tagebau
Der Tagebau – heute voll Wasser und teilweise zugeschüttet.

Die letzte Bergbauperiode begann im Jahre 1858 mit der industriellen Ausbeutung der Lagerstätte durch die Firma Manson and Barry, die die Sabina Mining Company gründete. Sie betrieb das Bergwerk bis zur Schließung im Jahre 1966.

Die Mina de São Domingos wurde einerseits im Tagebau mit bis zu 120m Tiefe geführt. Aber auch im Tiefbau, der eine Teufe von bis zu 400m erreichte.

Erster der beiden Rampentunnel aus 1861 bei der Mina de Sao Domingos
Einer der beiden Rampentunnel aus 1861
Mine Sao Dmingos
Blick in den Tunnel – heiße und feuchte Luft lassen das Objektiv beschlagen.

Die Mine S. Domingos war bis in die 1930er Jahre mit über 3000 Arbeitern sogar der größte Bergbaubetrieb Portugals. Bis zu ihrer Schließung wurden dort ständig mehr als tausend Arbeiter beschäftigt. Mit der Schließung des Bergwerks setzte der Niedergang des ehemals wohlhabenden Bergbauorts São Domingos ein, große Teile der Bevölkerung wurden arbeitslos und verloren ihre Existenz.

Die Mine brachte dem Dorf S. Domingos ein Entwicklungsniveau weit über dem im Rest des Landes. Hier wurde zum Beispiel die zweite Eisenbahnstrecke von Portugal überhaupt und das allererste (Kohle-) Kraftwerk in Alentejo gebaut. Unterstützt von der Bergbauaktivität gab es eine dynamische, moderne lokale Gesellschaft mit Zugang zu verschiedenen Diensten, wie zum Beispiel einem Kino oder einem Krankenhaus.

Trotz des Wohlstands zu der Zeit gab es eine deutliche soziale Trennung der bestehenden Gemeinschaften. Auf der einen Seite bewohnten die Bergarbeiter und ihre Familien einfache „Quartiere“ ohne jeglichen Komfort, die in langen Reihen aufgebaut und heute noch typisch für S. Domingos sind. Auf der anderen Seite die Engländer und ihre geräumigen Häuser, welche bereits über Elektrizität, Toiletten und Leitungswasser verfügten. Es gab einen Park, einen Tennisplatz und sogar einen Friedhof mit aus England importiertem Erdboden.

Produktion: Auf Kupfer und Schwefel war man aus

Erverarbeitung in der Mina de Sao Domingos
Ablauf der Erzverarbeitung

Über die Jahrhunderte hinweg wurden verschiedene Verfahren zur Gewinnung von Kupfer und Schwefel angewandt. Zunächst wurde Pyrit im Freien (roasting genannt) verbrannt. Während dieses Prozesses wurden Schwefeldämpfe in die Atmosphäre abgegeben, was furchtbare Auswirkungen auf die Umwelt hatte. Darum wurde der gesamte Prozess nach kurzer Zeit vollständig aufgegeben.

Im letzten Quartal des 800. Jahrhundert wurden hydrometallurgischen Techniken verwendet, das Erz wurde nun durch Auslaugen und Aufkohlen verarbeitet, ein Prozess pantentiert durch James Manson.

Hochofen II aus 1943 in Achada do Gamo
Hochofen II aus 1943 in Achada do Gamo

In der Folge der wirtschaftlichen Lage zwischen dem spanischen Bürgerkrieg und dem 2. Weltkrieg wurden mehrere Einheiten gebaut, um nach dem Orkla Prozess Schwefel aus Schwefelkies zu extrahieren. Zum Ende der 50er Jahre war Schwefel die Hauptquelle der Erträge des Bergwerks – aufgrund seines breiten Einsatzes in der Chemie, insbesondere bei der Erstellung von Schwefelsäure und Pflanzenschutzmitteln.

achada do gamo
Weg zu den Hochöfen in Achada do Gamo – dem unteren Bereich der Mine

Umweltschäden durch die Mina de São Domingos

Die Sabina Mining Company hatte 1966 das Bergwerk verlassen, ohne für eine entsprechende Sanierung der bereits aufgetretenen Umweltschäden zu sorgen. Die Situation hat im Hinblick auf die Grundwasserverschmutzung beunruhigende Formen angenommen. Die aufgehäuften Halden des Bergwerkes werden auf mehrere 100.000 Tonnen geschätzt und enthalten neben einem hohen Sulfidanteil auch Mauerreste und sonstige Bergbauabfälle. Wasser aus den Brunnen ist für Mensch und Tier daher nicht genießbar.

Ausblühungen der Sulfate
Die Belastung für die Umwelt ist überall auf dem Gelände zu sehen.

Ausblühungen von sekundären Sulfaten wie Melanterit und Jarosit sind heute an vielen Stellen offen sichtbar und belasten nicht nur das Grundwasser. Die Tagebaurestlöcher sind mit Wasser gefüllt, welches ebenfalls hohe Metallanteile – insbesondere Eisen und Kupfer – enthält. Der pH-Wert des Wassers liegt mit 2,4 im stark sauren Bereich und bei stärkeren Regenfällen spült es die gelösten Sulfate in den naheliegenden Fluss Chança und von dort in den Guadiana.

Erica Minas sao Domingos
Nur der Erica fühlt sich hier noch wohl.
Dies hat auch einen entsprechenden Einfluss auf die Landschaft und Vegetation sowie auf die Wasserversorgung dieser Gegend.

Entlang der kontaminierten Wasserwege findet man nur wenige Pflanzen. Aber eine Art fühlt sich hier trotzdem wohl. Der saure Boden ist der bevorzugte Lebensraum „Erica andevalensis“, diese Pflanzenart wächst bevorzugt im iberischen Pyrit-Gürtel, und ist in Portugal nur im Bergbaugebiet von São Domingos zu finden.

Sanierungsarbeiten der Mine São Domingos in 2017

50 Jahre vergingen, bis nun endlich ein Plan für die Sanierungsarbeiten in Kraft treten kann, und dessen Finanzierung gesichert ist. Das Hauptziel des Projekts ist die „negative Auswirkungen auf die Umwelt zu vermindern“, insbesondere Kontamination von Wasser und Boden – die Hauptprobleme, welche durch den Betrieb der Mine entstanden sind.

Aufgrund der Komplexität der Kontaminationssituationen und der Ausdehnung des degradierten Gebiets, was sich über 600 Hektar erstreckt, werden die Projektmaßnahmen in dem Dorf Mina de Sao Domingos in sechs Phasen aufgeteilt.

Conduril Engenharia SA hat die Ausschreibung für die erste Phase der Sanierungsarbeiten von Minas de São Domingos der Gemeinde Mértola für 2,3 Millionen Euro gewonnen.

Sanierung des Geländes Mina de Sao Domingos
Conduril Engenharia SA hat die Ausschreibung für die erste Phase gewonnen.

Die Arbeiten bestehen aus dem Bau eines Rückhaltebeckens und eines Kanalsystems für das Oberflächenwasser am rechten São-Domingos-Flusstal, um das Wasser aus den Auswaschungsverunreinigungen abzuleiten und so das Volumen der sauren Gewässer entscheidend zu verringern. Diese Maßnahme wird auch die Schadstoffeinleitungen in den Stausee von Chança verringern.

Die Bauarbeiten der ersten Phase sollen im Frühjahr 2017 beginnen und bis Mitte 2018 abgeschlossen sein.

Weiter folgt in der zweiten Phase ein Kanalsystem auf der rechten Talseite und in der dritten Phase wird man sich wohl um die Bergbauabfälle kümmern. Die vierte Phase sieht die Sanierung des Entwässerungssystems und die Behandlung von sauren Gewässern, die fünfte die Dekontaminierung des Mosteirão-Flusstals vor. In der sechsten Phase wird man sich um die Erholung und Erhaltung des Erbes und des Tourismus des alten Bergbaugebiets von S. Domingos annehmen.

Eisenbahnstrecke Mina de São Domingos–Pomarão

Eine 15 Kilometer lange Erz-Bahn verband damals das Minengelände mit dem Flusshafen von Pomarão am Rio Guadiana. Sie führte über zahlreiche kleine Brücken und durch fünf Tunnel. Ausschließlich für den Güterverkehr gedacht, wurde die Eisenbahnstrecke von der Bergbaugesellschaft selbst betrieben.

Bahntrasse
Die alte Bahntrasse ist heute ein Wanderweg.

TIPP: Heute kann man auf der Strecke gut wandern – aber Achtung, einige Brücken sind eingestürzt, die langen Tunnel sind unbeleuchtet und große Fledermausschwärme nisten in ihnen. Licht, gute Schuhe und Trittfestigkeit sind Voraussetzung für diese Wanderung. Im Sommer ist die schattenlose Strecke wegen der großen Hitze nicht zu empfehlen. Für den Rückweg empfiehlt sich wegen der Streckenlänge von 14 Kilometer übrigens ein Taxi.

Lockschuppen bei der Domingos Mine
Lockschuppen der Erzbahn

Die Minengesellschaft der Mina de São Domingos hat in Pomarão Lagerhäuser, Lagerflächen und eine Verladeanlage für das pyrithaltige Erz erbaut. Erzfrachter, die den Fluss Guadiana von der Algarveküste her befuhren, legten hier an. Die Erzbahn war eine der ersten Bahnlinien in Portugal. Bereits im Jahre 1864 legten im Hafen von Pomarão 563 Frachtschiffe an, um Erzladungen aufzunehmen.

Im Jahre 1966 wurde mit der Schließung der Mine auch der Güterverkehr nach Pomarão eingestellt und die Bahnlinie wurde aufgegeben.

Überreste der Verladeanlage
Überreste der Verladeanlage

Heute kann man am Hafen noch Überreste der Verladeanlage sehen. Sie ist aus Holz gebaut und inzwischen schon ziemlich in Mitleidenschaft gezogen. Im Ort Pomarão leben noch etwa 80 überwiegend ältere Menschen. Auch die ehemalige Bahntrasse ist noch gut zu erkennen, lediglich die Gleisanlagen wurden inzwischen komplett entfernt. Die Tunnel sind größtenteils noch offen und auch begehbar.

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Minas de São Domingos

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