In Portugal hat es schon immer viel gebrannt: viel Wald und große Hitze im Sommer begünstigen Waldbrände grundsätzlich. Und doch war 2017 ein ganz besonders schlimmes Jahr – mit unzähligen, großen Bränden und auch vielen Toten. Doch was sind die Ursachen und Folgen dieser Waldbrände? Und was muss sich ändern?


Warum und wie entsteht ein Waldbrand?

Abgebrannter Wald in Nordportugal

Im Nachhinein ist es schwer auszumachen, welchen Ursprung ein Großfeuer hatte. Manchmal ist es jedoch relativ eindeutig, wie das Trockengewitter im Juni 2017. Alles war trocken, und ein Blitzeinschlag in einen Baum war der Beginn einer der schlimmsten Waldbrände in Portugal.

Doch gibt es viele andere Auslöser und Ursachen von Waldbränden in Portugal. Bei Temperaturen von bis zu 43 Grad reicht eine Glasscherbe aus um auf dem Boden liegenden Laub zu entfachen. Und da wären natürlich noch die Klassiker: eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe, das Lagerfeuer und Bauern, die Laub oder ähnliches verbrennen – und dieses Feuer außer Kontrolle gerät, den benachbarten Wald anzündet.

Aber auch Vorsatz spielt eine Rolle. Wobei ich mir nicht sicher bin, wie viel davon dem Bereich der Verschwörungstheorie zuzuordnen ist, oder ob doch ein Funken Wahrheit darin zu finden ist. Brandstiftung kann mehrere Beweggründe haben. Verwirrte Menschen, die ihr Haus anzünden, oder den Wald vom Nachbarn. Früher spielte Geld eine große Rolle – denn es gab Geld vom Staat, zum Wiederaufforsten. Auch sagt man, dass einige Waldbauern ihren eigenen Wald abfackelten um anschließend Eukalyptus dort anzupflanzen.

Gerüchte und Verschwörungstheorien sprechen dann noch von anderen, monetären Beweggründen: Weil angekokeltes Holz günstiger ist, soll die Papierindustrie Brandstifter engagieren. Ebenso die Betreiber der Löschflugzeuge, die nur Geld verdienen, wenn diese auch zum Einsatz kommen. Meines Wissens wurde hier noch niemand verurteilt.

waldbrand loeschflugzeug

Ein Waldbrand gerät außer Kontrolle

Jetzt wäre das ja alles nicht so schlimm, wenn ein Waldbrand nach seiner Entdeckung ja einfach und schnell bekämpft werden könnte. Doch hier können gleich mehrere Faktoren ins Spiel kommen. Gründe dafür, wie ein kleiner Waldbrand schnell zum Großfeuer werden kann, sind:

  • Ungesäuberte Wälder: Die ländlichen Gegenden von Portugal haben teilweise sehr stark mit Landflucht zu kämpfen. So gibt es einfach keine jungen Leute mehr, die sich um die Wälder kümmern, die Forstarbeit wird vernachlässigt. So liegt im Sommer viel Laub auf dem Waldboden, Büsche brennen wie Zunder, manche Wälder sind einfach zu dicht. Ein Feuer kann sich dann in Windeseile ausbreiten.
  • Unzugängliche Waldgebiete: Wer durch die Wälder Portugals fährt kennt sie, die Brandschneisen, die sich durch die Hügel ziehen. Doch nicht überall sind diese vorhanden. Hier kommt dann kein Löschfahrzeug der portugiesischen Feuerwehr (Bombeiros) durch. Und das Feuer kann ausschließlich aus der Luft bekämpft werden. Doch Löschflugzeuge gibt es jetzt auch nicht so viele in Portugal, so dass sich ein Feuer erstmal in Ruhe ausbreiten kann.
  • Unzureichendes Equipment: Die Feuerwehrleute in Portugal sind eigentlich alles Freiwillige. Gerade nach den schlimmen Waldbränden in 2017 werden sie wie Helden gefeiert. Doch allzu oft hört man Klagen über eine mangelnde (finanzielle) Ausrüstung. Auch Löschflugzeuge hat Portugal definitiv zu wenig – weshalb es inzwischen Verträge gibt, 2017 kamen große spanische Löschflugzeuge sowie schweizer Helikopter zum Einsatz.
  • Starke Winde: Im Oktober 2017 gab es nochmal einige richtig schlimme Tage: hunderte von Waldbränden tobten gleichzeitig in Portugal – angefacht durch starke Winde. Es hatte noch nicht geregnet, hohe Temperaturen taten ihr Übriges. Erst, als der Wind abflachte und im Norden des Landes der Regen einsetzte, konnte man die Waldbrände in den Griff bekommen.
  • Monokultur: Reine Pinienwälder und vor allem Eukalyptus ist in Portugal weit verbreitet. Die Holzindustrie ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor des Landes, und so sind ganze Landstriche gerade mit Eukalyptuswäldern bepflanzt. Ein Viertel des portugiesischen Waldes besteht aus Euka-Wäldern – diese sind nicht schön, und sie brennen wie Zunder. Die ölhaltigen Blätter sind wie Fackeln, der Boden ist trocken und oftmals mit Rinde bedeckt. Brandschneisen sind oft vorhanden, werden aber nicht immer instant gehalten – und wenn so ein Wald erst einmal brennt, vielleicht noch etwas Wind geht, dann kann das Feuer kaum mehr gelöscht werden.

So schützt du dich vor Waldbränden

Wir haben einen ganzen Sommer in Portugal verbracht – und ausgerechnet den, mit den schlimmsten Waldbränden aller Zeiten. Teilweise hat es an 400 Orten in Portugal gleichzeitig gebrannt. Stellenweise waren wir nahe dran, was allerdings nicht bedeutet, dass wir in Gefahr waren. Wir sind mit dem Wohnmobil unterwegs, was in erster Linie bedeutet, dass wir einen entschiedenen Vorteil haben: wir können uns aussuchen, wo wir hin fahren, uns und unser Heim rechtzeitig in Sicherheit bringen. Und Regionen mit aktiven Waldbränden meiden.

Eine Region zu benennen, die im Sommer mehr oder weniger waldbrandgefährdet ist, dies ist meiner Meinung nach nicht möglich. Das ganze Land ist im Sommer ausgetrocknet, überall hat es Wald, und so ist das Waldbrandrisiko in ganz Portugal enorm hoch. 2017 hat es in Nordportugal sowie im Centro sehr oft gebrannt. Vor allem aber haben diese Brände wahnsinnig viel Waldfläche zerstört. Es gab viele Tote und ganze Dörfer wurden zerstört. Im Alentejo sowie an der Algarve hingegen waren weitaus weniger Feuer zu verzeichnen. Was jedoch im nächsten Jahr wieder anders aussehen kann.

Ein wichtiges Tool ist die Feuerkarte des portugiesischen Zivilschutzes. Hier sind alle Aktivitäten der Bombeiros verzeichnet. Aktive Waldbrände sind mit einer Flamme in rotem Kreis gekennzeichnet.

Diese Karte studieren wir regelmäßig. Wenn wir auf einem sicheren Platz stehen und es überall brennt, dann bleiben wir einfach stehen. Meist lässt das mit den Feuern nach, sobald sich das Wetter ändert – wenn der Wind sich legt, es regnet oder die Temperaturen etwas sinken.

Die meisten Menschen sind dieses Jahr in ihren Fahrzeugen gestorben – sie sind nicht verbrannt, sondern erstickt. Das wirklich heimtückische an einem Waldbrand scheint der Rauch zu sein. Des Öfteren lag im Sommer ein Dunst und Rauchgeschmack in der Luft – von einem Waldbrand, viele Kilometer von uns entfernt. Was natürlich nicht gefährlich war, die Sinne für diese Gefahr jedoch immer wieder aufs Neue geschärft hat.

Grundsätzlich solltest du, gerade wenn du mit dem Wohnmobil durch Portugal reist, bei der Stellplatzwahl immer darauf achten, dass es Fluchtwege gibt. Eine Sackgasse, wo der einzige Weg raus durch den (brennenden) Wald führt, ist nicht ideal. Das gilt natürlich auch für Tagesausflüge in die Natur, für Wanderungen usw.

Verursache bitte keinen Waldbrand!

Niemand möchte selbst die Ursache für ein Feuer sein – erst recht nicht, wenn sich dieses zu einem ausgewachsenen Waldbrand mausert. Eigentlich sollten die Verhaltensweisen klar sein, doch es kann nicht schaden, wenn du sie dir noch einmal bewusst wirst:

  • Lass keinen Müll in der Natur liegen – und räume den Müll der anderen weg. Insbesondere Glasscherben können sich im Sommer leicht entzünden und so ein Feuer entfachen. Leider liegen überall Glasflaschen und -scherben herum. Diese aufzusammeln tut nicht weh.
  • Werfe keine Zigarettenkippen weg.
  • Offenes Feuer? Am besten bleiben lassen. Überall in Portugal gibt es Picknickplätze mit gemauerten Feuerstellen. Möchtest du im Sommer grillen, dann nutze doch diese.
  • Der Hinweis eines Bloglesers: mit einem heißen Auspuff durch hohes, trockenes Gras zu fahren (Wiese oder selten befahrener Weg) mag noch gut gehen, doch anhalten sollte man erst, wenn man an einer Stelle ist, wo sich nichts entzünden kann.

Was tun, wenn es um dich herum brennt?

  1. Ruf die 112 an. Das ist die Notfallnummer für Portugal.
  2. Bringe dich in Sicherheit – umso größer der Abstand zwischen dir und dem Feuer ist, desto besser. Achte dabei vor allem auf die Windrichtung. Du möchtest nicht nur weg vom Feuer, sondern vor allem vom Rauch. Rauch steigt tendenziell noch oben, also möchtest du – wenn möglich – nach unten.
  3. Wenn du mit dem Auto unterwegs bist: achte darauf, dass du nicht in eine Sackgasse gerätst! In 2017 sind viele Menschen in ihren Fahrzeugen erstickt, mitten auf der Straße. Schließe alle Fenster, mach die Klimaanlage komplett aus.
  4. Im Feuer: Suche nach Wasser, nach tief gelegenen Stellen, nach offenen Flächen.

Genauere Empfehlungen kann ich hier leider nicht wirklich abgeben. Waldbrände sind unberechenbar, sogar Feuerwehrleute und feuergeplagte Portugiesen können sich bei ihrer Risikoeinschätzung vertun. Denke nicht, dass du schlauer bist als die Profis – oder als das Feuer.

Was wird sich ändern?

Freiwillige Feuerwehr im Einsatz

Die Portugiesen bringen eine Gelassenheit mit, die ich eigentlich schätze. Doch diese „Ist halt so“ – Einstellung bei Waldbränden, die kann ich nicht wirklich nachvollziehen. Dabei müssten sie richtig viel Druck auf ihre Regierung ausüben, damit sich etwas maßgeblich ändert. Damit bestehende Gesetze auch umgesetzt, neue beschlossen werden. Hier gibt es verschiedene Ansätze: die Verpflichtung der Waldbesitzer zur Säuberung ihres Waldes, die Reduzierung von Monokulturen, die bessere Ausrüstung der Bombeiros usw.

Doch ist die Papierindustrie ein bedeutender Wirtschaftszweig in Portugal, und so ist fraglich, ob sich auf politischer Ebene in absehbarer Zeit etwas ändern wird. Auf der anderen Seite kosten auch die Bekämpfung der Waldbrände Portugal viel Geld – und natürlich auch die Folgen der Feuer. Von den vielen toten Menschen und Tieren gar nicht zu reden. Es bleibt also zu hoffen, dass ein Wandel erkennbar wird. Wobei aber auch klar ist, dass Fehler, die seit Jahrzehnten begangen werden, nicht von heute auf morgen zu beheben sein werden.

Waldbrand Prävention rückt in den Fokus

Doch man arbeitet daran, nicht nur auf politischer Ebene. Auch uns hat der Zivilschutz schon besucht, als wir mit dem Wohnmobil an einem Stausee standen. Zu dritt erklärten sie uns, wie wir uns zu verhalten haben um kein Feuer anzuzetteln. Wobei uns klar ist, dass wir bei höchster Waldbrandgefahr niemals offenes Feuer, wie beispielsweise ein Lagerfeuer am Abend, machen würden. Schon alleine, weil wir keine Lust haben, dass die Feuerwehr ankommt, nur weil jemand Rauch meldet 😉

Auch in Sachen Monokultur wird sich hoffentlich etwas ändern. Der Wille ist da, auch in der Bevölkerung ist der Unmut groß. Man kann nur hoffen, dass dies auch in Veränderungen sichtbar wird.

„Oak Trees“ als Brandentschleuniger.

Steineichen und Korkeichen brennen – im Gegensatz zu Pinien und Eukalyptus – weniger lichterloh. Es gibt private Initiativen, die diese Bäume gezielt anpflanzen, beispielsweise in der Nähe von Siedlungen. Gleichzeitig wird gerade der Eukalyptus abgeholzt. Was nicht einfach ist, denn die Samen im Boden sind hartnäckig, es wächst wieder nach.

Live miterlebt: ein Waldbrand im Norden von Portugal

Wir konnten/mussten einmal quasi „live“ miterleben, wie sich so ein Waldbrand entwickelt hat: Im Sommer standen wir auf der Serra da Freita. Um uns herum gab es nicht mehr viel, was hätte brennen können. Drei Kilometer von uns entfernt entwickelte sich jedoch ein Feuer. Erst versuchte die Freiwillige Feuerwehr, mit Hilfe von zwei portugiesischen Löschflugzeugen, das Feuer in den Griff zu bekommen. Doch erst, als drei große spanische Löschflugzeuge hinzu kamen, gelang es ihnen auch.

Waldbrände in 2017 in Zahlen

2017 war das wohl schlimmst Jahr überhaupt – weniger gemessen anhand der Zahl der Waldbrände, sondern anhand der Fläche, die durch Feuer zerstört wurde – und die vielen Todesopfer. Hier ein paar Zahlen, die sich auf den Zeitraum Januar – Oktober 2017 beziehen:

  • 442.000 Hektar Wald sind verbrannt – somit war 2017 das schlimmste Jahr aller Zeiten. Die Hälfte davon ist alleine im Oktober.
  • Es gab 214 Großfeuer, denen jeweils mindestens 100 Hektar zum Opfer gefallen sind.
  • Die Anzahl der Feuer war nicht höher als in den Vorjahren, mit 1.446 registrierten Bränden sogar 8% geringer als im 10-Jahres-Durchschnitt
  • Der Distrikt Coimbra war am stärksten betroffen: rund ein Viertel aller Fläche fällt auf diesen Distrikt. Gefolgt von Guarda (14%) und Castelo Branco (12%)
  • Die größten Feuer entwickelten sich Mitte Oktober: In Seia (43 Tsd. Hektar) und Lousã (35 Tsd. Hektar)
  • 5,5% der portugiesischen Waldfläche sind dieses Jahr verbrannt.
  • Im Naturpark Serra da Estrela sind 21,7% der Waldfläche verbrannt.
  • Bei den „Portas de Ródão“ ist 72% der Fläche zerstört.

Quelle: safecommunitiesportugal.com

Ergänzung: In 2017 sind in Portugal 95 Menschen aufgrund von Waldbränden gestorben.

Quelle: algarve-entdecker.com

Wie viele Tiere den Feuern zum Opfern gefallen sind ist nicht bekannt, es dürften einige sein.

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