Rota Vicentina – der Fischerweg, ein einmaliger Küstenwanderweg in Portugal
Wandern in Portugal – ein Traum für Naturfans, die gerne zu Fuß unterwegs sind. Insbesondere die Wanderwege der Rota Vicentina an der Westküste des Alentejo und der Algarve sind wunderschön. Für kleinere Wanderungen wie auch für Weitwanderungen finden sich hier verschiedene Möglichkeiten. Einzigartig ist der Fischerweg, auch Fischerpfad genannt. Ein ganz besonderer Küstenwanderweg, vielleicht sogar der Schönste in ganz Portugal, ach was, in Europa. Immer der Küste entlang, mal am Strand, mal in den Dünen, mal auf den Klippen. Und immer mit einer Handbreit Sand unter den Füßen.
Die Wanderwege der Rota Vicentina
Unterteilen wir das Netz der Wanderwege der Rota Vicentina mit insgesamt 450km in drei Bereiche:
- Fischerweg – ein 120km (bzw. 75km) langer Küstenwanderweg, von Porto Covo bis Odeceixe
- Historischer Weg – 230km, von Santiago do Cacém bis Sagres
- Einzelne kleinere Rundwanderwege, insbesondere an der Algarve-Westküste
Ich möchte mich auf den Fischerweg konzentrieren. Denn er ist nicht zufällig mehrfach preisgekrönt – als einer der schönsten Wanderwege in Europa. Ich selbst bin den Fischerweg nicht komplett gelaufen, habe ihn aber auf vielen kleineren Etappen inzwischen gut kennen gelernt.
Fischerweg: eine tolle Küstenwanderung im Alentejo – ab Porto Covo immer nach Süden
120 km lang geht es (fast) immer am Atlanktik entlang. Oft führen die sandigen, schmale Pfade über die Klippen – dann mal wieder nach unten, über einen Strandparkplatz und auf dessen anderen Seite wieder hoch. Der Fischerweg bietet vor allem zwei Dinge: immer eine tolle Sicht auf den Atlantik und immer eine Handbreit Sand unter den Füßen – manchmal auch zwei.
Sich auf dem Fischerweg zu orientieren ist nicht schwer – die grün-blauen Wanderweg-Markierungen sind selten ausgewaschen, verwittert oder zerstört. Das liegt ganz sicher auch daran, dass die Wege der Rota Vicentina von einer Gruppe freiwilliger Helfer gewartet werden.
Wer Meer, Sand und Wind liebt, der wird den Fischerweg ebenfalls lieben. Ein Küstenwanderweg, der nicht allzu schwierig ist, aber auch nicht super leicht. Alleine der Umstand, dass ungefähr 60-70% des Weges aus sandigen Pfaden bestehen dürfte für eine gewisse Muskelkatergarantie sorgen. Auch gehen manche Pfade sehr nah an den Klippen entlang. Schwindelfreiheit ist also durchaus von Vorteil. Wobei man die meisten kritischen Stellen, die ich bisher gesehen habe, leicht umgehen könnte. Der Reiz dieses Weitwanderweges: zu Fuß kommst du an Orte und Strände, wo sich kaum ein Tourist hin verirrt. Teilweise haben sie einfach keine Zufahrt – und wenn, dann ist diese oftmals nur mit einem offroadtauglichen Gefährt erreichbar. Dann aber wieder entdeckst du die schönsten Orte. Porto Covo, Vila Nova de Milfontes oder Odeceixe sind hübsche Städtchen bzw. Dörfer, mit viel Charme.
Die Etappen des Fischerpfads
Insgesamt ist der Fischerpfad 120km lang. Offiziell ist er in insgesamt 9 Etappen aufgeteilt. Die längste ist 22km lang, die kürzeste Etappe hat nur 6km. Was für den ambitionierten Fernwanderer vielleicht etwas zu wenig sein könnte. Natürlich kann man auch mehr Wegstrecke an einem Tag machen. Insbesondere wer mit Zelt oder einem begleitenden Wohnmobil unterwegs ist (ja, ich weiß, Campen im Naturpark ist verboten), dürfte diesbezüglich ja deutlich flexibler sein.
Ich nenne es mal den „Hauptweg“, der ist nur 4 Etappen und 75km lang. Zusätzlich gibt es einzelne Anschlussetappen, zu denen man jedoch erst hinkommen muss 😉 In Odeceixe endet also der „eigentliche“ Fischerweg, dort trifft er auf den „Historischer Weg“ der Rota Vicentina. Diesen kann man nun weiter gehen, und dabei die zusätzlichen Etappen des Fischerwegs mitnehmen – bis man in Sagres angekommen ist geht es hier nochmals schön an der Küste entlang.
No. | von >> bis | km |
---|---|---|
1 | Porto Covo > Vila Nova de Milfontes | 20km |
2 | Vila Nova de Milfontes > Almograve | 15km |
3 | Almograve > Zambujeira do Mar | 22km |
4 | Zambujeira do Mar > Odeceixe | 18km |
Rundweg 1 | Praia de Odeceixe | 9km |
Rundweg 2 | Praia da Amoreira | 6km |
Rundweg 3 | Ponta da Atalaia | 14km |
Rundweg 4 | Pontal da Carrapateira | 10km |
Rundweg 5 | Praia do Telheiro | 6km |
Zwischen dem Wandern auf dem Fischerweg
Weite Teile der 120km sind einfach nur Natur pur. Es führt auch mal ein Stück Straße den Weg entlang, und auch das eine oder andere Städtchen möchte durchschritten werden. Der komplette Fischerweg verläuft durch den Naturpark „Sudoeste-Alentejano e Costa Vicentina“. Ein geschützter Bereich also – ohne Hotelanlagen, Autobahnen oder anderes, was Flora, Fauna und Wandergenuss stören könnte.
Unterwegs in einem der reizenden Städte oder einem Strandrestaurant eine Pause einlegen, für einen guten Kaffee (Milchkaffee: Galao) und ein Pastel de Nata macht man doch gern eine Rat. Orte wie Odeceixe, Aljezur oder Vila Nova de Milfontes haben nicht nur bezaubernde historische Stadtkerne, ausgezeichnete Meeresfrüchterestaurants, sondern auch hübsche Strände. Wenn einem die ständige Brandung des Meeres also zu laut ist, einfach mal einen Abstecher ins Dorf machen.
Wann ist die beste Reisezeit zum Wandern an der Küste?
Im Sommer ist es heiß, der Winter hingegen kann stürmisch und regnerisch sein. Was wir hingegen noch nicht erlebt haben, sind Schnee und Hagel. Alles andere – da steckt man einfach nicht drin.
Die Sommermonate Juli und August sind tendenziell sehr warm. Wobei es direkt an der Küste meist etwas besser ist, da der kühlere Atlantik auch die Lufttemperatur etwas senkt. Mit einer frischen Meeresbrise können auch hochsommerliche Temperaturen recht angenehm zum Wandern sein. Tatsächlich halte ich so eine Küstenwanderung im Sommer die einzig gangbare Option. Im Inland ist es einfach zu heiß.
Portugal ist ein grünes Land, was an der winterlichen Regenzeit liegt. Gerade von November bis März kann es schonmal schlechtes Wetter haben. Wobei es selten vorkommt, dass es mehr als ein paar Tage durchregnet. Ebenso gut kann man durch die Gischt nass werden. Kommt starker Wind aus Westen, kann er ganz schön ins Gesicht peitschen – ein gründliches Salzpeeling gibt es dann gratis dazu.
Portugal ist ein kaltes Land mit heißer Sonne. Insbesondere in der Winterhälfte gilt: Am frühen Morgen ist es sehr kalt, und sobald die Sonne am Abend über dem Atlantik unter geht, wird es sehr schnell frisch.
Historischer Weg: von Santiago do Cacém bis Sagres
Der „Historischer Weg“ der Rota Vicentina führt von Santiago do Cacém aus bis nach Sagres. Er verläuft über weite Strecken einige Kilometer parallel der Küste entlang. Erst in Odeceixe, wo der Fischerweg endet, bringt er einen näher ans Meer.
Der Reiz dieser Wanderung mit 230 Kilometern Wegstrecke und 12 Etappen liegt in den schönen Landschaften des Alentejo und der Algarve. Hügellandschaften, Flussläufe, kleinere Städte und noch kleinere Dörfer – hier lernt man Land und Leute kennen. Unterwegs kehrt man nicht in einem Strandrestaurant ein, sondern findet garantiert immer irgendwo ein kleines Lokal nach portugiesischer Gangart: einfache, frisch von der Oma zubereitete Gerichte zum kleinen Preis.
Auch entlang des Historischen Weges finden sich zahlreiche Unterkünfte – und andere Gelegenheiten um für eine ruhige Nacht unterzukommen. Wer sich auf eigene Faust durchschlagen möchte, der kann in den „Piscinas Municipal“, den Hallenbädern der Gemeinde, frisch machen, oder einfach in einem Lokal den Wirt fragen, wo man denn für eine Nacht sein Zelt aufstellen könnte. An Brunnen und Quellwasser kommt man öfters mal vorbei, auch wenn diese im Hochsommer vielleicht ausgetrocknet sein könnten – meist sind sie es jedoch nicht.
Ein Stück Rota Vicentina: Rundwanderwege im Alentejo und an der Algarve
Eine über Tage andauernde Küstenwanderung oder die zweiwöchige Fernwanderung ist nicht Jedermanns Sache – eine kleinere Wanderung im Alentejo oder in der Algarve ist aber auch schön zum warm werden. Hier gibt es im Rahmen der Rota Vicentina insgesamt acht verschiedene Rundwanderwege, mit 3,5km bis zu 16km Wegstrecke. Diese Wanderwege sind gelb-rot markiert.
Wandern auf der Rota Vicentina – Tipps / Empfehlungen
Dass es kein Wetter gibt, sondern nur schlechte Kleidung, derartige Tipps erspare ich uns einfach mal. Jeder mit etwas Erfahrung im Wandern weiß selbst am Besten, was er einzupacken hat. Dennoch möchte ich ein paar Tipps mit auf den Weg geben:
Wasser und Verpflegung
Die Wasserflasche zwischendurch aufzufüllen dürfte kein Problem sein – sofern sich Häuser, Restaurants auf dem Weg finden. An manchen Stränden gibt es direkt am Strand fließendes Wasser – glasklar tropft es aus den Felsen hinaus und versickert im Sand. Auch stehen überall immer wieder Wohnmobile auf den Strandparkplätzen und Klippen. Einfach fragen!
Auch in dem kleinsten portugiesischen Dorf gibt es immer einen Minimercado (Tante-Emma-Laden) und ein Café.
Übernachten und einkehren an der Rota Vicentina
Wildcamping ist in Portugal grundsätzlich nicht erlaubt, und im Naturpark auch ausdrücklich verboten. Praktiziert wird es dennoch: immer wieder sehe ich ein kleines Zelt in den Dünen stehen. Radwanderer wie auch Weitwanderer müssen nur etwas abseits der Wege und Strandparkplätze schauen, wo sie ihr Zelt sicht- und windgeschützt aufstellen können. Bitte immer darauf achten, dass keine Tiere in direkter Umgebung gestört werden! Die waren zuerst da, die haben dort Hausrecht.
Entlang des Fischerwegs wie auch der historischen Route gibt es Unterkünfte – und mit zunehmender Beliebtheit der Wanderwege werden es mehr. Normalerweise muss man die Unterkunft nicht im Voraus buchen, Sinn macht es dennoch. Es sind oft kleinere Gästehäuser, die schnell voll sind, wenn ein, zwei größere Gruppen unterwegs sind.
Tipp: Offizielle Webseite der Rota Vicentina
mit Unterkünften, allen Wanderwegen etc.:
https://rotavicentina.com/de/
Wandern mit Hund?
Jede Menge Sand unter den Pfoten, was könnte einen Hund mehr erfreuen. Tatsächlich ist das Wandern mit Hund kein Problem. Auch mit ihm eine Unterkunft zu bekommen sollte problemlos möglich sein. Gut sozialisierte Hunde werden unter den Strandhunden viele neue Freunde finden. Hunde mit ausgeprägtem Jagdtrieb sollten nicht in den Dünen umherstreifen, denn hier nisten viele Tiere, insbesondere Vögel und Kaninchen. Mehr Infos findest du im Artikel Urlaub mit Hund in Portugal.
Gefahren & „Spezielleres“ beim Wandern in Portugal
„Jede siebte Welle ist eine Große – oder auch nicht“. Der Atlantik hat Kraft. Und jedes Jahr werden Menschen von überraschend hohen Wellen erfasst und ins Meer gespült – und kommen dann aus eigener Kraft nicht mehr an Land. Gerade bei Ebbe ist es verlockend, mal ein Stück direkt am Strand entlang zu gehen. Die Gefahr des Atlantischen Ozeans sollte man dabei nicht unterschätzen, gerade wenn es etwas höhere Wellen hat.
„Jeder Strandparkplatz hat seinen Strandhund“. Und die meisten sind wirklich liebe, konfliktscheue und umgängliche Tiere. Sie laufen frei herum, gehören normalerweise aber Jemandem. Meist sind sie nicht auf Futter aus, mit ein paar Streicheleinheiten geben sie sich zufrieden. Es sind zu 90% unkastrierte Rüden. Mit einer läufigen Hündin durch Portugal zu wandern ist also nicht die beste Idee.
„Schau, da unten am Fuß der Klippe liegt Geröll“. Erosionen gehören zur Steilklippe, und weiches Gestein kann sich jederzeit lösen. Wenn man auf den Wegen bleibt sollte das klein Problem darstellen.
„Oh, ein Bach, das Wasser sieht trinkbar aus“. Wenn das Wasser direkt aus dem Stein kommt, dann ja. Ansonsten ein bisschen aufpassen und prüfen, ob weiter oben nicht doch ein Haus steht. Mancherorts wird noch Abwasser eingeleitet.
„Hätte ich jetzt doch nur Internet“. Kein Problem. Vor der Wanderung – oder besser direkt zu Beginn des Portugal-Urlaubs einfach eine Prepaid-Internet-Karte besorgen. Wir hatten mit dem Anbieter NOS immer brauchbares Internet entlang der Rota Vicentina, am Fischerweg wie auch auf dem Historischen Weg. Für 1€ am Tag gibt es unlimitiertes Internet. Diese Karten bekommst du im NOS Laden (NOS Filialfinder), wo du eventuell auch einen mobilen Wlan-LTE-Router für die Hosentasche erwerben kannst. Diesen gibt es aber auch SIM-Lock-frei bei Amazon.
Wanderführer
Speziell für die Rota Vicentina
Der Verein „Rota Vicentina – Verein zur Förderung des Naturtourismus an der Alentejo- und Vicentina-Küste“ kümmert sich um die Pflege, Wartung und Vermarktung der Wanderwege, möchte mit seiner Arbeit den Naturtourismus voranbringen, dabei auch die regionale Wirtschaft fördern. Sie hat eine Wanderkarte und einen Wanderführer für die „Rota Vicentina“ herausgebracht, die man dort online kaufen kann: https://rotavicentina.com/de/shop-2/.
Wanderführer Algarve
Gerade die Algarve ist perfekt zum Wandern. Während sich die Rota Vicentina auf die Westküste beschränkt, finden sich in anderen Wanderführern noch viele weitere Möglichkeiten. Das Hinterland der Algarve mit seiner Hügellandschaft oder Küstenwanderungen an der Südküste, insbesondere an der Felsalgarve – ein Traum.
Hier zwei Wanderführer für die Algarve:
Viel Spaß auf der Rota Vicentina!
Zum Abschluss hier noch ein Bild des schönsten Abschnittes auf dem Fischerweg, der mir untergekommen ist – und der auch für eine kleine Rundwanderung empfehlenswert ist: nördlich von Vila Nova de Milfontes geht es erst ab dem Fischereihafen immer schön die Klippen entlang. Sandige Pfade, mit tollem Blick auf das Meer. Am „Praia da Angra da Cerva“ geht es dann über die Dünen. Auf deren Rückseite kann man auf nicht mehr ganz so sandigen Wegen zurück zum Parkplatz gehen. Insgesamt nur 4,5km – die aber nicht zu unterschätzen sind, da man primär auf weichem Sand läuft. Die Route: http://www.gmap-pedometer.com/?r=7181556